Eine Sünde ist des Menschen Verderben
C. H. Spurgeon:
Prediger Devies hat folgende schöne Fabel erzählt. Als ich eines Morgens in den Garten ging, machte sich ein frischer Luftzug bemerkbar, der alle Blumen und Blätter und Bewegung setzte. Das ist dann die Zeit, da die Blumen zu sprechen pflegen und so spitze ich meine Ohren und lauschte. Soeben sagte ein alter Baum: "Ihr Blumen, schüttelt eure Raupen ab!"
"Warum das?", fragten etwa ein dutzend Blumen durcheinander; denn sie waren wie kleine Kinder, die immer fragen "warum?" wenn ihnen etwas befohlen wird. Der Alte antwortete: "Wenn ihr sie nicht abschüttelt, werden sie euch lebendig verzehren." Das wirkte; die Blumen gehorchten und schüttelten sich, bis die Raupen abgefallen waren. In einem der mittleren Blumenfelder stand eine Rose, welche bis auf eine Raupe alle übrigen abgeschüttelt hatte; von dieser einen sagte sie sich: "O, die sieht so wunderschön aus! Diese eine will ich behalten." Der Alte da hörte aber doch, was die Rose zu sich sagte und rief ihr zu: "Eine einzige Raupe reicht hin, dich zu zerstören."
"Aber", sagte die Rose, "sie dir doch nur diesen rotbraunen Pelz und diese schönen, schwarzen Augen und diese vielen kleinen Füßchen an; nein, die muss ich behalten, die kann mir gewiss nicht schaden." Einige Tage später ging ich an dieser Rose vorbei; sie hatte kein einziges Blatt mehr; all ihre Schönheit war dahin; sie war beinahe tot und hatte nur noch Leben genug, ihre Torheit beweinen zu können, denn davon schienen die Tautropfen zu zeugen, die gleich den Tränen an ihren zerfetzten Blattresten hingen. "Wehe mir", jammerte sie, "ich dachte nicht, dass eine Raupe mich vernichten könnte."
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