Eine seltsame Rettungsaktion

Der englische Maler James Thornhill hatte den Auftrag erhalten, das Innere der Kuppel in der St.-Pauls-Kathedrale in London zu malen.
Nach vielen arbeitsreichen Monaten hatte er einen Abschnitt dieses ehrenvollen Auftrages beendet. Nun schritt er auf dem Gerüst rückwärts, um zu sehen, wie die Bilder aus der Entfernung wirkten. Sein Auge fest auf die Malerei gerichtet, ging er so weit zurück, dass er bis an den Rand des Gerüstes gekommen war, ohne es zu merken. Noch einen halben Schritt weiter, und er wäre unweigerlich von der schwindelnden Höhe des Gerüstes auf den Steinboden der Kathedrale hinabgestürzt und verloren gewesen.

Einer der Gehilfen des Malers, der mit ihm auf dem Gerüst arbeitete, bemerkte die schreckliche Gefahr und besaß die Geistesgegenwart, sofort einen Pinsel zu ergreifen und über das nahezu vollendete Gemälde einen breiten Strich zu ziehen.
Der Maler, außer sich vor Zorn, sprang vorwärts, um den vermeintlichen Frevler zurückzureißen. Sein Zorn verwandelte sich aber bald in Dank, als der Gehilfe ihm sagte: "Herr, dadurch, dass ich die Malerei verdarb, habe ich Ihr Leben gerettet. Sie waren, ohne es zu wissen, bis an den äußersten Rand des Gerüstes getreten. Hätte ich gerufen, so hätten Sie sich vermutlich rasch umgewandt und dadurch das Gleichgewicht verloren. Ich hatte kein anderes Mittel, Sie zu retten, als das zu tun, was ich getan habe."

So macht Gott immer wieder einmal einen Strich durch unsere Pläne, um uns vor dem Sturz in den ewigen Abgrund zu retten.

Quelle: Hört ein Gleichnis, Heinz Schäfer, Beispiel 365
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