Eine Schweizerin in China
1878 reiste die Schweizerin Fanny Rossier mit neun Missionaren nach China aus. Noch während ihres Sprachstudiums heiratete sie George William Clarke, einen englischen Missionar. Die "Hochzeitsreise" dauerte 13 Wochen auf dem Fluß, durch gefährliche Schluchten, zu Fuß, im Tragstuhl, durch wildes Gebirge nach Kweiyang, in der Provinz Guizhou. Unterwegs erlitten sie Schiffbruch und verloren mehr als die Hälfte ihrer Habe. Sie war die erste Missionsfrau in dieser Gegend und wurde bestaunt und gemieden. Der erste Sohn starb nach fünf Wochen (1880). Nachdem sie Verstärkung erhalten hatten, zogen sie weiter westwärts. 40 Tage dauerte diese Reise zur Stadt Tali. Nur mit Mühe konnten sie eine Wohnung finden. Zuerst setzten sie eine Druckerpresse in Gang und druckten 12 verschiedene Titel, insgesamt über 50.000 Seiten. Fanny begann mit einer Schule, was die Feindschaft der Eingeborenen erhöhte. Aber trotzdem kamen Schüler und Fanny konnte ihnen das Evangelium verkündigen. 1883 kam ihr zweiter Sohn zur Welt, er gedieh, aber die Mutter kränkelte. Der nächste Arzt war 47 Tagereisen entfernt. Ihr Mann wachte 48 Tage und Nächte an ihrem Krankebett. Am 7. Okt 1883 starb Fanny. Für die Einheimischen ein Wunder: Eine tote Frau mit einem Lächeln auf ihrem Gesicht. Ein halbes Jahr später fand in Tali die erste Taufe statt, Ren-San, der erste Schüler, den sie unterrichtete, wurde getauft. Die Saat hat Frucht getragen - nach ihrem Tod.
(Okt. - Dez. 01, Traugott Stäheli)
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