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Eine scharfe Zunge
Der Dichter Clemens Brentano hatte in seiner Jugend eine scharfe Zunge, die gern die Fehler und schwächen anderer Leute bloßlegte. Einmal, als er bei dem alten Medizinalrat Windischmann zu Gaste war, ließ er seiner satirischen Anlage wieder freien Lauf, bis dieser zu ihm sagte: "so, jetzt meine ich, haben wir dem Nächsten genug Böses angehängt!"
Darüber verließ Brentano betroffen den Tisch, und als man ihn suchte, fand man ihn bedrückt auf dem Boden des Bücherzimmers sitzen. Man lud ihn freundlich ein, doch wieder zu Tisch zu kommen; aber er sagte: "Nein, ich mag nicht mehr hin; da krabbeln meine Sünden auf dem Tischtuch herum."
Quelle: Er ist unser Leben: Beispiel- und Stoffsammlung für die Verkündigung, Martin Haug, 1941, Beispiel 1965
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