Eine Sage aus dem alten Rom

Rom, so berichtet eine alte Sage, sei einst durch ein gewaltiges Erdbeben erschüttert worden, dass ein tiefer Spalt zurückgeblieben war. Vergeblich mühten die Bürger sich, ihn zu füllen. Da verkündigte ein Seher, der Abgrund werde sich erst dann schließen, wenn Rom sein Bestes opfere. Ein junger Ritter deutete dieses "Beste" auf ein tapferes Herz und war bereit, sein Leben hinzugeben. Hoch zu Ross und in glänzender Rüstung sprengte er in den Schlund der Erde, der sich sofort über ihm schloss.
Die Heilige Schrift weiß von einem viel schrecklicheren Riss. Durch die Ursünde, den Ungehorsam der ersten Menschen, ist Himmel und Erde auseinandergebrochen. Was haben die Menschen nicht alles versucht, um den klaffenden Abgrund auszufüllen! Sie gründeten Religionen, beklagten in ergreifenden Gesängen das verlorene Paradies, erfanden Weltanschauungen und erdachten philosophische Lehrgerüste und staatliche Regierungsformen und meinten, den tiefen Riss heilen zu können. Doch alle Versuche scheiterten. Der gähnende Abgrund der Gottverlassenheit schloss sich nicht. Nur Gott selber konnte den Abgrund schließen! Darum gab er sein Liebstes und Bestes, seinen Sohn. Jesu Blut hat den tiefen Spalt zwischen Mensch und Gott geschlossen. Wer ihn annimmt als Gottes Sühnopfer, für den schließt sich der Abgrund.

Quelle: Hört ein Gleichnis, Heinz Schäfer, Beispiel 96
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