Eine Nachbarschaft von lauter Ausländern

Die Frau eines Indonesienmissionars schreibt: "Drei feindliche Gruppen waren vor unserem Haus aufeinandergestoßen. Das Geschrei war wieder mal fürchterlich. Man kann es gar nicht beschreiben. Christian saß mit gekreuzten Beinen auf dem Tisch, und man hatte den Eindruck, er schaue einem spannenden Fernsehfilm zu. Sabine bombardierte mich mit Fragen. Ob ich die Verletzten hinterher auch verbinden würde? Sie würde es nicht tun, denn letztesmal hat Papa einen Verletzten mit einer großen Kopfwunde verbunden, und sobald er wieder gesund war, ist er in unser Haus eingebrochen und hat viele Sachen gestohlen. Ich habe ihr dann erklärt, was die Bibel sagt über Vergeben und Vergessen. Böses mit Gutem vergelten, den Feind segnen. Sie hat es gut verstanden, denn als vor einigen Tagen ein Einheimischer ihren Hund getötet hat, sagte sie tief seufzend: 'Na ja, dann muss ich ihm wohl vergeben.' Und die Tränen liefen nur so."
In einem weiteren Brief schrieb ihr Mann: "Stellt euch vor, ihr wohnt in einer Nachbarschaft von lauter Ausländern. Nach jeder Wäsche, die auf der Leine gehangen hat, fehlen ein paar Stücke: Das Kleid deiner Tochter, ein guter Wollsocken... Am nächsten Tag siehst du das Nachbarkind mit dem Kleid deiner Tochter. Im Garten des Nachbars spielt der kleine Junge in der Badehose deines Sohnes, und Herr Soundso putzt mit deinem besten Handtuch sein Auto. Und bei all dem wohnst du 400 Kilometer vom nächsten Geschäft entfernt.
Wenn du Christ sein willst, gibt es nur eine Möglichkeit: Du vergibst deinem Nachbarn, bringst ihm den zweiten Wollsocken und lädst ihn zu einem Mittag- oder Abendessen ein. Das ist agape. Sie ist ein Gebot Gottes. Und er erwartet von uns, dass wir ihm gehorchen, denn Liebe ist eine Sache des Willens."
(Richard Kriese)

Quelle: In Bildern reden, Heinz Schäfer, Beispiel 1443
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