Eine heilsame Lektion

Samuel Keller, der bekannte Evangelist, erzählt: Ein deutscher Kolonist hatte einen Handelsmann durch die weite russische Steppe zu fahren. Letzterer prahlte ganz offen mit seinem Unglauben und seiner Gottlosigkeit. 
Der Kolonist, ein ernster, christlich gesinnter Mann, sagte nicht viel dazu, warf aber einigemal die Bemerkung ein, dass an verschiedenen Orten der menschenleeren Einöde schon Kaufleute ermordet worden seien. Das machte den Reisenden doch etwas kleinlaut und ängstlich, plötzlich hielt der Fuhrmann an, faßte seinen Fahrgast mit eisernem Griff, zog ein langes Messer heraus und schrie ihn an: "Mach deine Rechnung mit dem Himmel, dein Geld her, du musst jetzt sterben!" 
"Erbarmen, Erbarmen!" rief der Händler, "ich habe Weib und Kind daheim!" 
Der Kolonist ließ ihn noch ein Weilchen zappeln und sagte dann: "Seid ruhig, es geschieht Euch nichts; denn ich fürchte Gott, an den ich glaube." 
Von da an hat der Kaufmann nie mehr über Gottesfurcht sich lustig gemacht; ja er bedankte sich beim Abschied noch angelegentlich für die heilsame Lektion, die er von dem wackeren Kolonisten bekommen hatte.

Quelle: Er ist unser Leben: Beispiel- und Stoffsammlung für die Verkündigung, Martin Haug, 1941, Beispiel 1244
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