Eine geklaute Predigt überführt den Dieb

Ein englischer Prediger hatte auf einem benachbarten Dorfe gepredigt. Als er abends nach Hause zurückkehrte, wurde er an einer dunklen Stelle des Weges von einen Straßenräuber angefallen, der ihm die Pistole auf die Brust legte und sein Geld von ihm forderte. Ohne weiteren Widerstand zu leisten, gab der Prediger Uhr und Börse hin und ließ sich die Taschen durchsuchen. Einige Papiere, die der Räuber aus seiner Brusttasche nahm, steckte dieser ebenfalls zu sich, in der Hoffnung, darunter noch Kassenanweisungen zu finden. Es lässt sich leicht denken, wie erschrocken und betrübt der Prediger nach Hause zurückkehrte und doch hatte er auf diesem Rückwege vielleicht mehr gefangen mit dem Netze des Evangeliums, als den ganzen Tag. Denn siehe, die geraubten Papiere waren mehrere von dem Prediger geschriebene Predigten. Nach einiger Zeit kommt ein anständig gekleideter Mann zu ihm und fragt ob er der Prediger sei, der vor einiger Zeit angefallen und beraubt worden sei. Als dieser die Frage bejaht, sagt der Mann: "Und ich bin der Dieb!" Er legt Uhr und Börse auf den Tisch. "Unter den geraubten Sachen befand sich auch eine Predigt über die Worte: 'Du sollst nicht stehlen!', die mir beim Durchsuchen der Papiere ins Auge fiel. Ich las sie und sie war das Schwert, das durch meine Seele drang und mich verfolgte, bis ich mich unter jenes Wort beugte und mich dem Herrn auslieferte!" Er war jetzt durch die Gnade Gottes ein neuer Mensch geworden und hatte in einem ehrlichen Beruf seinen Unterhalt gefunden.

Quelle: Der ewig reiche Gott, Dietrich Witt, Beispiel 823
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