Eine echte Dornenkrone

In einer Sonntagsschule befand sich ein ganz besonders böser Junge, der schon so viel Störung während der Stunde hervorgerufen hatte, dass der Leiter der Sonntagsschule sich fest vorgenommen hatte, ihm am folgenden Sonntag zu sagen, er dürfe nicht wiederkommen. Aber gerade an diesem Sonntag sprach zu den Kindern ein Mann, der im Heiligen Lande gewesen war. U.a. zeigte er ihnen auch eine Dornenkrone, wie Jesus sie getragen haben mag. Er beschrieb ihnen, wie die grausamen Leute die Dornenkrone Ihm wohl aufs Haupt gedrückt haben, bis Sein ganzes Gesicht verschrammt und blutig gewesen sei.
Am Schluss der Stunde drängte sich dieser böse Knabe nach vorn und die anderen Knaben folgten ihm neugierig. Sie dachten: Was er jetzt wohl wieder im Schilde führt! Und einige mochten leider denken: Nun gibt's wieder neuen Spaß durch ihn!
Aber der Knabe war ganz ernster Miene. Er dachte nicht an Scherz oder gar Unfug. Er fragte den Redner, ob er die Dornenkrone einmal in die Hand nehmen dürfe. Als ihm die Erlaubnis gegeben war, berührte er ganz nachdenklich mit seinen Fingerspitzen die Dornen und sagte vor sich hin: "Es muss Ihm furchtbar weh getan haben! O, es muss ihm furchtbar weh getan haben!"
Von dem Tage an war er ein anderer Knabe. Er hatte einen Begriff davon bekommen, wie sehr Jesus für ihn hatte leiden müssen.

Quelle: Der ewig reiche Gott, Dietrich Witt, Beispiel 1126
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