Ein unvermutheter Schuß
Im Durchgehen eines großen Waldes hörte Gotthold zur Rechten aus dem Gebüsch einen unversehenen Schuß, so stark, daß ihm die Ohren gellten; davor erschrack er und erzürnte sich über den Jäger als einen Ursacher seines heftigen Schreckens, bald aber bedachte er sich und sprach bei sich selbst: Mein Gott! wie unvermuthet drückt der Jäger los auf ein sicher weidendes Wild! Und wie listig und unverdrossen schleicht der höllische Jäger meiner armen Seele nach, daß er sie plötzlich fällen und ins Verderben stürzen möge! Ach! hab Acht auf mich, mein Gott! und laß ihm alle Anschläge wider meine Seele fehlen und versagen! Ich bin erschrocken vor dem unversehenen Schuß. Ach! was ist dieser Schuß gegen den letzten Donnerschlag, der dieses große Weltgebäude plötzlich bei höchster Sicherheit und wollüstiger Stille der Menschenkinder erschüttern, zerschmettern, anzünden und einäschern wird!
O Jesu! hilf zur selben Zeit
Von wegen deiner Wunden,
Daß ich im Buch der Seligkeit
Werd angezeichnet funden!
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