Ein Second-Hand-Girl

Der Evangelist Robert Garrard erzählt von einer Begebenheit, als er mit einer Gruppe junger Leute in einem Café war. Das Licht war schummrig, die Musik aufreizend. Neben ihm saß ein bärtiger Typ und hatte sein Mädchen auf dem Knie. "Du denkst doch nicht, wir warten mit dem Sex, bis wir verheiratet sind?", sagte er. "Siehst du dort die Handtasche?", erwiderte Garrard. "Hole sie dir und nimm sie mit nach Hause," - "Ich bin doch kein Dieb", sagte der Bärtige. "Gut, du sagst", kam es jetzt wieder von Garrard, "dass man einem Mädchen nicht ein Ding wegnehmen darf, das man später ohne Umstände wieder zurückbringen könnte. Dennoch willst du ihr etwas nehmen, was du später nicht wie eine Handtasche zurückgeben kannst, wenn du es dir anders überlegt hast."
Es geht nicht nur um die Unschuld des Mädchens, sondern darum, dass sie nicht mehr die Gelegenheit hat, als unberührtes Mädchen zu heiraten. Sie ist jetzt - verzeiht den Ausdruck - ein Second-Hand-Girl. Wenn die Jugendlichen für Geschlechtsverkehr vor der Ehe sind, dann berauben sie sich selbst. Sie greifen tapsig nach einem Erlebnis, wonach sie sich in der Tiefe ihres Herzens sehnen, das mehr als nur ein flüchtiges Vergnügen sein soll - nämlich ein Symbol der Zartheit und Treue. Und doch machen sie es durch ihre sexuelle Habsucht zunichte.

Quelle: Mach ein Fenster dran, Heinz Schäfer, Beispiel 656
© Alle Rechte vorbehalten