Ein schlechtes Mahl verjagt die Gäste

Ein König ließ eine Reihe großer Mahlzeiten veranstalten und lud Woche für Woche viele dazu ein. Er hatte viele Diener, welche bei Tisch bedienen sollten. Diese gingen an den bestimmten Tagen hinaus und sprachen mit dem Volk. Aber nach einer kurzen Zeit kamen die meisten Leute nicht mehr zu den Festen. Die Anzahl der Gäste nahm ständig ab; die große Masse der Bürger kehrte den Mahlzeiten den Rücken. Der König forschte nach und stellte fest, dass die Speisen den Leuten nicht lohnend schienen, um zu den Gastmählern zu kommen, und deshalb blieben sie weg. Er beschloss, die gedeckten Tische und das vorgesetzte Essen selbst zu prüfen. Er sah viel Dekoration und viele Schaustücke, die niemals aus seinen Vorratshäusern gekommen waren. Er sah sich die Speisen an und fragte: »Was ist das? Diese Gerichte, wie kommen sie hierher? Die habe ich nicht geliefert. Meine Ochsen und mein Mastvieh wurden geschlachtet, aber hier haben wir nicht das Fleisch von gemästeten Tieren, sondern von magerem und halbverhungertem Vieh. Knochen gibt es hier, aber wo ist das Fett und das Mark? Auch das Brot ist grob, während meines von dem feinsten Mehl gebacken wurde. Der Wein ist mit Wasser vermischt, und das Wasser ist aus einer unreinen Quelle.« Einer von den Umstehenden antwortete darauf: »O König, wir dachten, die Leute würden des Fettes und des Markes überdrüssig werden, und deshalb gaben wir ihnen Knochen und Knorpel, ihre Zähne daran zu versuchen. Wir glauben auch, dass sie des besten Weizenbrotes leid werden könnten, und darum haben wir in unseren eigenen Häusern etwas gebacken, in das wir Kleie und Hülsen mischten. Es ist die Meinung der Gelehrten, dass unsere Lebensmittel diesen Zeiten angemessener sind als die, welche Eure Majestät vor so langer Zeit vorgeschrieben haben. Was den "Wein ohne Hefe" betrifft, so haben unsere Zeitgenossen keinen Geschmack dafür, und eine so klare Flüssigkeit wie reines Wasser ist ein zu leichtes Getränk für Menschen, die gewohnt sind, aus dem Fluß Ägyptens zu trinken.« Da wusste der König, warum die Leute nicht mehr zu dem Mahl kamen.
Ist das vielleicht die Ursache, warum der Besuch des Gottesdienstes vielen Menschen verleidet worden ist? Haben die Diener unseres Herrn ihre eigenen Fleischreste und verdorbenen Bissen zusammengehackt, um daraus ein Ragout für die Millionen zu machen; wenden sich die Millionen deshalb davon ab? 
Hören Sie noch das Ende meiner Parabel.
»Räumt die Tische ab!« rief der König voller Unwillen, »werft diesen Unrat vor die Hunde! Bringt die großen Rinderbraten herein und tragt meine königlichen Vorräte auf. Räumt diese Spielereien aus dem Saal, nehmt das verfälschte Brot von den Tischen und gießt das trübe Wasser aus.« Sie taten es, und wenn mein Gleichnis richtig ist, dann ging sehr bald das Gerücht durch die Straßen, dass wahrhaftig königliche Speisen zu haben wären. Die Leute drängten sich in den Palast, und der König wurde sehr geliebt.
Lassen Sie es uns mit diesem Vorschlag versuchen. Es könnte sein, dass wir uns bald freuen werden, viele Gäste an der Festtafel des Herrn sitzen zu sehen.
(C. H. Spurgeon, 1834-1892)

Quelle: Wie in einem Spiegel, Heinz Schäfer, Beispiel 1916
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