Ein Pfirsich auf der TBC-Station

Eine MBK-Missionarin ist in Tokio tätig und arbeitet dort in dem Viertel der roten Lampen unter Prostituierten. Eines Tages besucht sie solch ein an Tuberkulose erkranktes Mädchen in der TBC-Station eines Krankenhauses. Als sie das Zimmer betritt, trifft sie auf eine ganze Reihe von Patientinnen. Eine fällt ihr besonders auf, denn sie hat neben ihrem Lager sehr nachdrücklich eine Buddhastatue plaziert. Anscheinend will sie damit demonstrativ sagen: "Im Namen Buddhas liege ich hier, mein Geschick liegt in Buddhas Hand."

Die Missionarin spricht mit allen Kranken, am Ende schenkt sie jeder ein Johannesevangelium. Einige Tage später erfährt sie zu ihrem Erstaunen: Die junge Buddhistin liest jeden Tag eifrig das Johannesevangelium! Was mag sie dazu gebracht haben? Etwas ganz Eigenartiges kommt heraus. Man hatte der Missionarin dort in diesem TBC-verseuchten Krankenzimmer einen Pfirsich angeboten. Dahinter stand vielleicht die Überlegung: Was mag diese Christin, diese weiße Frau, jetzt tun? Keinesfalls wird sie eine Infektion riskieren. Wie wird sie sich höflich aus der Affäre ziehen? Doch die Missionarin hat den Pfirsich mit freundlichem "Danke" angenommen und vor den Augen aller Patienten gelassen verzehrt. Das war für die junge Buddhistin der entscheidende Anstoß. "Wenn die das wagt, dann muss sie einen kennen, der stärker ist als der Tod und die Furcht vor ihm. Den einen muss ich kennen lernen." So griff sie nach dem Johannesevangelium und las die Botschaft dessen, der sagt:
"Ich bin die Auferstehung und das Leben."

Seltsam, da beginnt ein überzeugter Nicht-Christ in der Bibel zu lesen, nicht weil ein Christ gepredigt, sondern weil ein Christ fröhlich und furchtlos einen Pfirsich gegessen hat!
(Siegfried Kettling)

Quelle: In Bildern reden, Heinz Schäfer, Beispiel 1479
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