Ein König rettet die Ehre eines armen Mannes

Es wird erzählt, dass ein König ein festliches Mahl hielt. Er hatte einen Sohn armer Eltern an die königliche Tafel geladen, den er wegen seiner Tüchtigkeit auszeichnen wollte. Dieser, mit den Sitten und Gebräuchen am Königshof unbekannt, war sehr befangen und geriet bald in große Verlegenheit. Eine kleine, silberne Schüssel stand neben seinem Teller. Sie war mit Wasser gefüllt und sollte dazu dienen, dass sich der Gast nach dem Mahl die Fingerspitzen abspülen könne. Er hielt sie aber für ein Trinkgefäß und trank sie aus.
Die ganze Tafelrunde war starr vor Entsetzen und schaute auf den König. Der König aber, der die Not seines jungen Gastes erkannte, nahm seine Schüssel und trank sie ebenfalls aus, als ob das so sein müsste. Was blieb den anderen übrig, als das gleiche zu tun? Der König war dem in Not Geratenen entgegengekommen und hatte ihm seine Ehre wiedergegeben.

Quelle: Hört ein Gleichnis, Heinz Schäfer, Beispiel 449
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