Ein Journalist bittet um Vergebung

Fredrik Ramm, ein norwegischer Journalist, der seinerzeit mit Amundsen über den Nordpol geflogen war und für die ganze Welt die Reportage gemacht hatte, hörte von der Umwälzung, die ins Leben kommt, wenn ein Mensch auf Gott hört und tut, was Gott ihm sagt. Er wagte es. Er wurde ein anderer Mensch. Die Atmosphäre seiner Familie wurde verwandelt, sie wurde aufrichtiger, herzlicher, freudiger. Seine Freunde konnten nur staunen.
Aber es gab einen Konflikt in seinem Leben, der nicht wieder gutzumachen schien. Er hatte gegen das dänische Volk Propaganda gemacht. Norwegen hatte mit Dänemark einen Streit um die Anrechte auf Grönland. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag hatte für Dänemark entschieden. Fredrik Ramm schürte mit allen Mitteln die Feindschaft gegen das Nachbarvolk. Und nun war in das Leben dieses Zeitungsmannes die Revolution der Liebe Jesu Christi eingetreten. Was tat Fredrik Ramm? Er reiste nach Dänemark. An einem politischen Feiertag stand er vor Tausenden von Dänen in einer Versammlungshalle. Er bat dort öffentlich das dänische Volk um Verzeihung für seinen Feldzug des Hasses. Zum Schluss forderte er auf, sich zu erheben und die dänische Nationalhymne zu singen. Die ganze dänische Zuhörerschaft sprang auf und sang spontan die norwegische Nationalhymne. Dieser Tag der Entgiftung des Verhältnisses von Norwegen und Dänemark war möglich geworden, weil im Leben eines einzelnen Menschen eine tiefgreifende Änderung eingetreten war.
Im Jahre 1940 wurde Fredrik Ramm wegen seines Widerstandes gegen die deutsche Okkupation verhaftet. Man bot ihm "goldene Freiheit", wenn er seine religiöse Überzeugung aufgebe. Er weigerte sich, das zu tun. Die Gestapo verurteilte ihn zum Tode. Seine Hinrichtung wurde verschoben; er kam in ein Konzentrationslager bei Hamburg. Dort blieb er aufrecht in seiner Haltung, aber seine Gesundheit wurde zerstört. Als er dem Tode nahe war, wollte man ihn in die Heimat zurücktransportieren. Er erreichte die dänische Grenze und kam noch bis Odense, der Stadt, in der er sich mit den Dänen versöhnt hatte. Dort starb er. Ein Däne, der kurz vor seinem Tode bei ihm war, berichtete von seinen letzten Gedanken und Wünschen: Fredrik Ramm bat die Anwesenden, Deutschland zu verzeihen und es zu lieben. Ohne Groll, ohne Entrüstung schloss er die Augen. Wir wissen alle, dass sich das nicht von selbst versteht. Es ist die Auswirkung der Verwandlung des Herzens, die wir durch Jesus Christus erfahren können.

Quelle: Hört ein Gleichnis, Heinz Schäfer, Beispiel 259
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