Ein bisschen Christsein

Man macht ein bisschen mit; man liest ein bisschen im Neuen Testament oder im Gesangbuch; vielleicht betet man auch noch ein bisschen. Aber wie viele andere Bisschen haben daneben noch Platz: Ein bisschen Augenlust und ein bisschen Fleischeslust und ein bisschen Unfrieden, ein bisschen Glaubensunsicherheit und ein bisschen Glaubenszuversicht, ein bisschen Schuld und ein bisschen Gnade, ein bisschen warm und ein bisschen kalt, ein bisschen Tod und ein bisschen Leben! Wohin kommt man aber schließlich mit all diesen vielen Bisschen? Ein bisschen in den Himmel und ein bisschen in die Hölle? O nein, an einen dieser Orte kannst du nur kommen, und zwar auf ewig!
Der reiche Jüngling war auch ein bisschen religiös; er kam zu Jesus, fiel sogar vor ihm nieder, aber ging gleich darauf betrübt von dannen, denn er hatte ein bisschen viele Güter. Ein bisschen religiös war Herodes Antipas auch; er gehorchte seinem frommen, freimütigen Hofprediger Johannes in vielen Sachen und hörte ihn gerne. Aber ein bisschen Schwelgen und ein bisschen Tanz von der Tochter der Herodias bewog ihn, den unbequemen Hofprediger zu enthaupten.
Ein bisschen religiös war Demas, der Gehilfe des Apostels Paulus; aber er verließ ihn, weil er die Welt ein bisschen lieber hatte (2. Tim. 4,10).
Ein bisschen religiös war auch der König Agrippa, denn er sagte selbst zu Paulus: "Es fehlt nicht viel, du überredest mich, dass ich ein Christ würde." Aber ein bisschen Furcht vor seiner Bernice, seinen Hauptleuten und vornehmsten Männern ließ ihn bleiben, was er war. Oh, unsere arme heutige Bisschen-Christenheit!

Quelle: Er ist unser Leben: Beispiel- und Stoffsammlung für die Verkündigung, Martin Haug, 1941, Beispiel 435
© Alle Rechte vorbehalten