Ein Bild von der christlichen Tätigkeit

C. H. Spurgeon:
Das Bett eines kleinen Flusses führte durch eine Fabrikstadt. Es war ein unglücklicher kleiner Strom, denn er war genötigt, große Räder und eine schwere Maschinerie in Bewegung zu setzen und in seinem Lauf durch die Fabriken wurde er noch dazu durch abfließende Substanzen schwarz und blau gefärbt, sodass er zu einem recht schmutzigen Bach wurde, der sich selbst verabscheute. Er fühlte die Tyrannei, welche seine Dienste befleckte. Doch da kam ein Erlöser, welcher das Bächlein in seiner Trauer ansah und sagte: "Ich will dich befreien und dir Ruhe verschaffen." So warf er einen Damm auf und hielt den Wasserlauf auf und sagte: "Nun bleibe an deinem Ort; du sollst nicht mehr dahinfließen, wo du geknechtet und besudelt wirst." Aber nach wenigen Tagen fand das Bächlein, dass es nur ein Übel mit einem andern vertauscht hatte. Sein Wasser stagnierte; es sammelte sich zu einer großen Pfütze, die anfing, schlechten Duft zu verbreiten. So sehnte er sich, einen Abflusskanal zu finden. Es lag in seiner Natur, zu fließen und deshalb drängte er gegen den aufgeworfenen Damm an. Mit jeder Stunde wurde er innerlich unruhiger; er drohte, die Barriere zu durchbrechen und die, welche seine Unruhe bemerkten, fingen an, zu fürchten, dass alles aus den Fugen gehen werde. Der Fluss fand keine Ruhe, bis es ihm gestattet wurde, seinen Lauf in einen für ihn gegrabenen Kanal durch Wiesen und Kornfelder nehmen zu können. Dann erst, als er die Ebene wässern durfte, wurde er wieder zu einem glücklichen Fluss, der vollkommen ruhig war. - So sind unsre Seelen zur Tätigkeit geschaffen und wenn wir frei geworden sind von unsrer tätigen Selbstgerechtigkeit, von der Sklaverei der Sünde, fühlen wir, dass wir etwas tun müssen und wir werden nie ruhen, bis wir etwas finden, das wir zum Besten unsrer Mitmenschen tun können. 

Quelle: Das Buch der Bilder und Gleichnisse (2000 der besten Illustrationen), Charles Haddon Spurgeon, 1904, Beispiel 1345
© Alle Rechte vorbehalten