Ein anderes Christusbild

In den Kuppeln der orthodoxen Kirchen finden wir häufig das Christusbild gemalt. Es sieht ganz anders aus als das bei uns immer noch bekannte und weitverbreitete Bild des sanften und guten Hirten, der seine Lämmer weidet. Dort blickt ein strenges Augenpaar aus der Höhe auf die versammelten Gläubigen herab. Ein herber Gesichtsausdruck spiegelt das Herrscher- und Richteramt Jesu Christi wider. Der "Christos Pantokrator" heißt er bei den orthodoxen Christen; das heißt: Der Christus, der das Weltall regiert. Wir sollten diese wesentliche Aussage des apostolischen Zeugnisses nicht übersehen, "dass Jesus Christus der Herr sei, zur Ehre Gottes, des Vaters" (Phil. 2,11). Gewiss ist es vor allem anderen "die Macht der Liebe, die sich in Jesus offenbart", und gewiss gilt ihm dafür auch unsere Liebe. Aber es muss doch eine ehrfürchtige Liebe bleiben, die wir ihm als unserm ewigen Herrn entgegenbringen. Mit Recht heißt es darum in Tersteegens Lied: "Ich bete an die Macht der Liebe". In der Anbetung gewinnen wir die Ehrfurcht wieder zurück, die wir in billiger Leichtgläubigkeit gedankenlos verschleudert und verloren haben. 
(Stöver)

Quelle: In Bildern reden, Heinz Schäfer, Beispiel 1153
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