Ehrlichkeit macht vertrauenswürdig

Als mein Vater noch lebte, war es für mich ein besonderes Vorrecht, dass ich in den Sommermonaten mit ihm arbeiten durfte. Jeden Morgen, wenn wir zur Arbeit fuhren, holten wir in einem Geschäft die Morgenausgabe der Ortszeitung, um diese dann in der Kaffeepause zu lesen. An einem Morgen, als wir am Arbeitsplatz angekommen waren, stellte mein Vater fest, dass er aus Versehen anstatt eine, zwei Zeitungen mitgenommen hatte. - Diese Ausgabe war diesmal besonders dünn ausgefallen. Der erste Gedanke meines Vaters war, dass er am nächsten Morgen das zweite Blatt bezahlen werde; aber nach einer Weile sagte er:
»Nein, es ist besser, wenn ich gleich zurückfahre und die Zeitung dem Händler zurückbringe. Sonst kann der Mann, der nicht ein Christ war, auf den Gedanken kommen, dass ich unehrlich bin. 
Vater fuhr zu diesem Geschäft und brachte die Zeitung zurück. Etwa eine Woche später wurde in diesem Geschäft gestohlen. Als die Zeit des Diebstahls in Erwägung gezogen wurde, kamen nach Meinung des Geschäftsinhabers nur zwei Männer in Frage: mein Vater und ein anderer Mann. Beide waren zur gleichen Zeit im Geschäft. Für den Geschäftsinhaber war Vater von vornherein ausgeschlossen. Er sagte: »Dieser Mann ist wirklich ehrlich. Er kam den ganzen Weg extra zurück, um eine Zeitung zurückzugeben, die er aus Versehen mitgenommen hatte. Der Dieb kann nur der andere Kunde sein.« Die Polizei nahm den anderen fest und bald legte dieser ein volles Geständnis ab. Vaters Ehrlichkeit und sein christlicher Charakter trugen hier Frucht. Das Verhalten meines Vaters machte auf den ungläubigen Geschäftsmann einen starken Eindruck. Bei mir hinterließ diese Haltung, in meiner damals noch wankelmütigen Haltung, einen unauslöschbaren Eindruck.
Der schon entschlafene Dr. Will Houghton erzählte gelegentlich von einem Soldaten, der durch die Beobachtung eines gläubigen Kameraden Christ geworden war. Was auf diesen Mann einen besonderen Eindruck machte, war, dass andere Kameraden des Regiments den gläubigen Soldaten oft verspotteten und verhöhnten, aber ihr Geld übergaben sie diesem Christen zur Aufbewahrung. Wie wichtig ist es doch, jedes Anliegen vor allen Menschen ehrlich und aufrichtig zu behandeln.

Quelle: Unser täglich Brot - Biblische Botschaft des Alten und Neuen Testaments für jeden Tag, Brücke zur Heimat, 1970
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