Durch Liebe bezwungen

In einer christlichen Erziehungsanstalt in Indien wohnen je 12 Mädchen in kleinen Häusern zusammen und werden von einer Lehrerin betreut. Eins der Mädchen wollte dem Geist des Hauses sich durchaus nicht anpassen. Als alles versagte, griff die Lehrerin zu einem seltsamen Mittel. Sie ließ das Mädchen in ihr Zimmer kommen, zeigte ihr eine Nadel und sagte: "Ich will diese Nadel in meinen Arm stechen." 
Das Mädchen war entsetzt und widersprach: "Aber das tut Ihnen doch weh!" 
"Gewiss", sagte die Erzieherin, "aber es wird mir längst nicht so weh tun wie das, was du beständig tust." Dann bohrte sie die Nadel in ihren Arm. Als das Blut heraustropfte, starrte das Mädchen einen Augenblick auf die Wunde. Dann aber schlang sie ihren Arm um den Hals ihrer Lehrerin. 
"Ich wusste nicht, dass sie mich so lieb haben!", schluchzte sie. "Verzeihen sie mir alles, was ich getan habe!" Von der Stunde an war sie wie umgewandelt. In dem Blut hatte sie die durch ihre Sünde verwundete Liebe ihrer Vorgesetzten gesehen, und diese Liebe hatte sie überwunden. 

Quelle: Er ist unser Leben: Beispiel- und Stoffsammlung für die Verkündigung, Martin Haug, 1941, Beispiel 1913
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