Die zerrissene und doch reich gesegnete Bibel
C. H. Spurgeon:
Ein Vater beabsichtigte seinen recht begabten Sohn auf die Hochschule zu schicken, aber da er die schlechten Einflüsse kannte, denen der Sohn ausgesetzt wurde, war er hinsichtlich des geistlichen und ewigen Wohls seines Lieblingskindes recht besorgt. Er fürchtete mit Recht, dass die Grundsätze des christlichen Glaubens, die er bestrebt gewesen war, seine Seele einzupflanzen, von rauer Hand angegrissen werden könnten; aber im Vertrauen auf die Wirksamkeit des Wortes, das da lebendig und kräftig ist, kaufte er ohne Wissen seines Sohnes ein elegant gebundenes Exemplar der Bibel und legte dasselbe unten in seinen Koffer. Der Jüngling trat in die Hochschule ein. Es währte nicht lange, da waren die Schranken der elterlichen Erziehung niedergerissen und von theoretischen Berechnungen ging der Sohn zu Zweifeln und von den Zweifeln zur Leugnung der Wahrheit des Christentums über. Nachdem der so klüger geworden war, als sein Vater, entdeckte er eines Tages, als er seinen Koffer umwühlte, mit großem Erstaunen, aber auch mit Unwillen das heilige Buch. Er nahm es heraus und dachte nach, wie er es behandeln solle. Er entschloss sich, das Buch als Makulatur zu benutzen, um sein Rasiermesser damit zu reinigen. Demgemäß riss er jedes Mal, wenn er sich rasierte, ein oder zwei Blätter heraus, bis beinahe das halbe Buch verbraucht war. Aber während er dem Buche diesen Schimpf antat, traf sein Auge doch hin und wieder einen Text, welcher sich gleich einem spitzen Pfeil in sein Herz bohrte. Endlich hörte er einmal eine Predigt, welche ihm seinen Charakter aufdeckte und ihm zeigte, dass er unter dem Zorn Gottes stand. Der Eindruck, den er von dem letzten aus der Bibel gerissenen Blatt erhalten hatte, wurde durch die Predigt wunderbar vertieft und wenn ihm Welten zur Verfügung gestanden hätten, würde er sie alle darum gegeben haben, wenn er das Geschehene hätte ungeschehen machen können. Endlich fand er Vergebung zu den Füßen des Kreuzes. Die zerrissenen Blätter des heiligen Buches brachten seiner Seele Heilung, denn sie führten ich dahin, die Barmherzigkeit Gottes anzurufen, welche auch die größten Sünden vergibt.
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