Die Wolken
Nachdem es eine Weile geregnet und nunmehr ein mäßiger Ostwind begann die Wolken zu vertreiben, ging Gotthold ins Feld hinaus, dankte seinem Gott für das fruchtbare Gewitter, und als er die Augen gen Himmel erhob und die schwebenden Wolken ansah, sprach er bei sich selbst: mein Gott! da ziehen sie hin, deine Wagen, darauf du (laß mich armen Menschen auf Menschenweise reden!) lustiren fährst und deine Aecker, Gärten, Wiesen, Wälder und Felder besichtigst. Die Bettler laufen hinter reicher Leute Karossen und Kutschen her und geilen und geifern um ein Almosen; wir, mein Gott! sind alle deine Bettler und schreien dir nach, wenn du auf den Wolken fährst: Gieb uns unser täglich Brod! Die Wolken sind dein Sprengkrug, damit du als ein Gärtner zur dürren Zeit unser trocknes Land befeuchtest; sie sind deine künstlichen Wasserzieher, durch welche du das Wasser in die Höhe führst und von dannen im Regen mit Segen nach aller unserer Nothdurft herunter leitest; sie sind dein guter Schatz mit Wein, Bier, Oel, Butter, Korn, Malz und Schmalz gefüllt, welchen du, wenn’s deiner Güte beliebt, eröffnest, und sättigest alles, was lebt, mit Wohlgefallen; sie sind deine große Decke, damit du nach Gutbefinden die Gewächse überziehst und überhüllst, daß sie nicht in anhaltender scharfer Hitze ausgesaftet und verderbt werden; sie sind auch zuweilen dein Zeughaus, darinnen dein Geschütz, Kraut und Loth, Donner und Blitz meine ich, verwahrt wird, damit du entweder die Menschenkinder väterlich schreckst, oder mächtiglich strafst. Nun, mein Gott, ich sehe an dieses dein herrliches Geschöpf in Demuth und schuldigster Dankbarkeit; wann soll ich aber, mein Herr Jesu! sehen die Wolken, in welchen du wirst wieder kommen, zu richten die Lebendigen und die Todten? Das wird wol eine Wolke sein, wie die zwischen den Israelitern und Aegyptern, welche jenen Licht und diesen eine Finsterniß war. 2. Mos. 14, 20. Also werden deine Gläubigen in deiner Thronwolke lauter Licht und die Gottlosen lauter Finsterniß finden. Hilf, mein Herr und mein Gott! daß ich hieran allezeit denke, deine Wiederkunft stets in guter Bereitschaft erwarte und endlich, mit allen Auserwählten in den Wolken dir entgegen gerückt, bei dir allezeit sein möge.
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