Die Wirkung der Begnadigung

C. H. Spurgeon:
Da war einst ein verheirateter Soldat, welcher erfuhr, dass seine Frau ernstlich erkrankt sei. Er bat um Urlaub, erhielt denselben jedoch nicht. So ging er denn von selbst, wurde aber ergriffen und als Deserteur eingeliefert. Die Sache wurde untersucht; er wurde schuldig befunden und herbeigerufen, um sein Urteil zu hören. Er blieb vollständig ungerührt, als ihm ein Offizier das Urteil vorlas, das dahin ging, dass er am nächsten Freitag als Deserteur erschossen werden sollte. Er zuckte mit keiner Muskel und kein Glied zitterte an seinem Leibe. "Ich weiß, dass ich ungehorsam gewesen bin; ich habe eigenwillig die Fahne verlassen und ich verdiene den Tod. Ist das nun alles, Herr Hauptmann, das ich hören soll?" "Nein", erwiderte dieser; "ich habe Ihnen noch etwas andres mitzuteilen." Und nachdem er ein andres Papier entfaltet hatte, las er laut und deutlich die Begnadigung des Verurteilten vor. Die Wirkung dieser Mitteilung war eine unbeschreibliche. Der Flüchtling brach vollständig zusammen. Er zitterte am ganzen Körper, sank zu Boden und seinen Augen entströmten heiße Tränen. Was der Urteilsspruch des Todes nicht erreichen konnte, das bewirkte die unverdiente Gnade.

Quelle: Das Buch der Bilder und Gleichnisse (2000 der besten Illustrationen), Charles Haddon Spurgeon, 1904, Beispiel 494
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