Die Welt - eine Spur Gottes

Ein Europäer hatte sich einer Karawane angeschlossen, die durch die Wüste Sahara zog. Der Führer dieser Karawane war ein Mohammedaner. Er nahm seinen Glauben ernst. Zu gewissen Stunden ließ er halten, stieg von seinem Kamel, breitete den Gebetsteppich aus und verrichtete sein Gebet. Der Europäer fragte spöttisch: "Hast du Gott jemals gesehen?" - "Nein!" - "Dann brauchst du auch nicht zu Gott zu beten. Was man nicht sehen kann, das gibt es auch nicht."
Die Karawane setzte ihren Weg fort. Abends wurden die Zelte aufgeschlagen, die Wachtposten aufgestellt und große Feuer angezündet, um die wilden Tiere abzuschrecken. In der Nacht blieb alles ruhig. Am nächsten Morgen ging der Karawanenführer um das Lager herum und achtete darauf, ob verdächtige Spuren im Sande zu sehen wären. Er schaute genauer hin und entdeckte die Spuren eines Löwen, der während der Nacht unbemerkt das Lager umschlichen hatte, aber durch das lodernde Feuer abgeschreckt worden war.
Da holte der Karawanenführer den Europäer: "Siehst du diese Spuren? Was sagen sie dir? Nun, sie sagen dir, dass hier in der Nacht ein Tier herumgestreift ist. Du hast es nicht gesehen, aber die Spuren verraten dir ganz gewiss: Es war ein Löwe, er war hier. Ist nicht die ganze große Welt um uns her eine einzige Spur, die uns sagt: Hier ist Gott vorbeigegangen? Seine Allmacht und Weisheit hat das alles geschaffen."
Da wurde der Europäer beschämt. Er spottete nicht mehr, wenn der Araber sein Gebet verrichtete.

 

Quelle: Hört ein Gleichnis, Heinz Schäfer, Beispiel 5
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