Die Verdrängung des Todesgedankes

Von dem französischen Sonnenkönig, Ludwig XIV., weiß man, dass er in den letzten Jahren seines Lebens dem Hofstaat verboten hat, in seiner Gegenwart auch nur ein einziges Wort vom Sterben und Tod zu sagen. Er baute sich das prächtige Schloss Versailles auch aus dem Grunde, weil er an seinem Pariser Wohnsitz zu nahe beim Friedhof war.
Auch von dem Dichterfürsten Goethe wird uns berichtet, dass er es als eine empfindliche Störung seiner gesunden Lebensfreude empfand, wenn man in seiner Gegenwart vom Sterben und Tod zu sprechen wagte.
Wir müssen uns fragen lassen, ob bei uns modernen Menschen nicht insgeheim ähnliche Gedanken mitschwingen, wenn wir das Sterben der Angehörigen möglichst aus unseren Wohnungen in die Krankenhäuser verlegen.

Quelle: Mach ein Fenster dran, Heinz Schäfer, Beispiel 976
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