Die übrigen hat die Angst getötet

In einer arabischen Fabel begegnet ein Mann der Pest. »Wohin bist du unterwegs?«, erkundigte er sich erschrocken.
»In eure Stadt«, antwortet die Pest, »aber ich werde mit fünfzig Einwohnern fürliebnehmen.«
Einige Zeit später treffen die beiden ein zweites Mal zusammen. »Du hast dich nicht mit fünfzig Opfern begnügt, sondern tausend gefordert«, sagt der Mann in bitterem, vorwurfsvollem Ton. »Du irrst«, entgegnete die Pest, und
der Klang ihrer Stimme wurde hart. »Nur fünfzig sind durch mich gestorben. Die übrigen hat die Angst getötet.«
Christen dürfen es glaubend erfahren: Wir sind nicht dem blinden Zufall ausgeliefert. Es ist einer da, der uns kennt und liebt, auch dann, wenn er sich hinter angsteinjagenden dunklen Wolken verbirgt.
(Marie Hüsing)

Quelle: Wie in einem Spiegel, Heinz Schäfer, Beispiel 1856
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