Die Schlange zwischen den Rosen

C. H. Spurgeon:
Ich ging einst mit einer Dame in einen Garten um Blumen zu pflücken. Da stand ein herrlicher Rosenstock, dessen Zweige sich unter dem Gewicht der schönsten Rosen beugten. Wir sahen den Baum mit Bewunderung an. Eine Rose aber schien alle andern an Schönheit zu übertreffen. Die Dame trat so dicht wie möglich heran und streckte ihre Hand aus, um sie zu pflücken. In demselben Augenblick wand sich eine schwarze Schlange, die sich im Gebüsch verborgen gehalten hatte, um ihren Arm. Die Dame erschrak so heftig, dass sie unter konvulsivischen Zuckungen aufschrie und schnell aus dem Garten davonlief. Während des ganzen Tages litt sie unter dem Schreck, den sie gehabt hatte; ihr ganzer Körper zitterte und es dauerte lange, ehe ich sie beruhigen konnte. Sie lebt noch, aber ihr Hass gegen das ganze Schlangengeschlecht ist so groß, dass sie seitdem nicht wieder zu bewegen ist, eine Schlange - selbst wenn sie tot ist - anzusehen. Niemand konnte sie mehr überreden, sich wieder so dicht an einen Strauch heranzuwagen und wäre es auch, um eine schöne Rose zu pflücken. 
So handelt der Sünder, der seine Sünde wirklich bereut. Er gedenkt der Sünde, die sich einst gleich einer Schlange um ihn wand. Er hasst sie. Er fürchtet sie. Er flieht vor ihr. Er flieht den Ort wo sie haust. Er spielt nicht mehr mit der Sünde, ebenso wenig, wie jene Dame nach jenem Ereignisse nicht mehr mit einer Schlange hätte spielen mögen. 

Quelle: Das Buch der Bilder und Gleichnisse (2000 der besten Illustrationen), Charles Haddon Spurgeon, 1904, Beispiel 870
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