Die Schlange
Gotthold führte sein Söhnlein bei der Hand mit sich in den Garten; in demselben, als das Knäblein spielend umher lief, ward es einer Schlange gewahr, erschrak davor, daß es erblaßte, fing an zu schreien und eilte dem Vater zu. Als ers nun wieder zufrieden gesprochen, sagte er: Mein Kind, behalte des weisen Mannes Worte: Fleuch vor der Sünde, wie vor einer Schlange, denn so du ihr zu nahe kommst, so sticht sie dich! Sirach 21, 2. Die Sünde ist der giftige Stachel oder Angel der höllischen Schlange, des Teufels, damit er die Seelen der Menschen tödtet. Diese Schlange, vor welcher du dich so entsetzet hast, ist schüchtern und flieht vor dir, und du kannst sie mit einem schlechten Stabe tödten, die höllische Schlange aber schleicht dir allenthalben nach, sie achtet keiner menschlichen Macht, und ihre Grausamkeit ist anders nicht, als in dem ewigen Verderben der Seelen vergnügt; darum wandle allezeit vorsichtig, bete fleißig, trage stets in deinen Händen und Herzen den Stab des göttlichen Wortes, dadurch allein die Schlange verjagt wird, verwahre dich mit dem Gegengift des Blutes Jesu Christi, und vor allen Dingen meide alle Gelegenheit zu sündigen, und hüte dich vor böser Gesellschaft. Denn wer das nicht thut, der spielt schon mit der höllischen Schlange und kommt ohne tödtliche Vergiftung nicht davon. Behalte allezeit, was dein Erlöser sagt: Hütet euch vor den Menschen, Matth. 10, 17. Die gottlosen Menschen sind freilich recht giftige Schlangen, die nicht allein mit Verleumdung und öffentlicher Feindseligkeit, sondern am meisten mit Verführung und heimlicher Betrüglichkeit manches fromme Blut stechen und verderben. Darum trau, schau, wem! und folge nicht, wenn dich die bösen Buben locken. Sprüchw. 1, 10. Die Wollust dieser Welt, die Ueppigkeit, das Saufen, die tolle volle Freundschaft, das Liebkosen, die übermäßige Kleiderpracht und dergleichen sind das Gesträuch und die Dornhecken, darunter die Sünde und der Satan verborgen liegen, und dennoch, daß es Gott erbarm! ist dieses der meisten Menschen Ergötzlichkeit. Aber, du Gottesmensch, fliehe solches, jage aber nach der Gerechtigkeit, der Gottseligkeit, dem Glauben, der Liebe, der Geduld, der Sanftmuth, kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben, dazu du auch berufen bist. 1. Tim. 6, 11. 12. Gedenke, daß es ein Stück ist des reinen und unbefleckten Gottesdienstes, sich von der Welt unbefleckt zu erhalten. Jak. 1, 27.
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