Die Schiffsleute

Gotthold sah an einem schiffreichen Fluß wandelnd, daß ein Schiff gegen den Strom heraufgebracht ward mit großer Anstrengung der Schiffsleute, maßen sie denn entweder austreten, in die Seile sich spannen und also das Schiff nach sich schleppen, oder ein langes Seil an einen Baum oder Pfahl befestigen und vermittelst dessen sich und das Schiff fortbringen mußten. Hier hab ich, sprach er, eine Vorstellung meiner Reise nach dem Himmel! Die Welt ist der gewaltige Strom, der ihrer viel mit sich fort ins Meer des Verderbens reißt; gegen diesen Strom muß ich hinan mit meinem Schifflein, weil ich Befehl habe, daß ich mich dieser Welt nicht gleich stellen, und sie und ihre Lust nicht lieb haben soll. Rom. 12, 2. 1. Joh. 2, 15. 16. Hier gilt es arbeiten; meine Seile sind meine Seufzer und Verlangen, mein Vorsatz ist mein Pfahl, meine Kraft ist in Gott und seinem Geist. Hier strebe ich, und strecke mich nach dem, was vor mir ist. Phil. 3, 13. Hier ist kein Säumen, kein Nachlassen. Denn gleichwie, wenn diese Leute würden nachlassen, gegen den Strom zu arbeiten, derselbe das Schiff geschwind wieder niederwärts und mit sich fortreißt, also gehts auch in unserm Christenthum; hören wir auf, mit uns selbst und der Welt zu streiten, werden wir nachlässig im Gebet und in andern heiligen Uebungen. so werden wir das Abnehmen und den Schaden desselben bald verspüren. Mein Gott! hilf mir stets und ritterlich ringen, durch Tod und Leben zu dir dringen!

Quelle: Christian Scriver - Gottholds zufällige Andachten
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