Die Ruderknechte
Gotthold sah etliche Schiffsleute in ein Boot treten, um über einen schiffreichen Fluß zu setzen, da denn ihrer zwei sich an die Ruder machten und gewohnter Art nach den Rücken nach dem Ufer. wandten, da sie hin zu kommen gedachten; einer aber blieb am Steuer stehen und hatte das Angesicht auf den Ort, da sie anlanden wollten, unverwandt gerichtet, und also schifften sie geschwind dahin. Sehet hier, sprach er zu denen, die um ihn waren, eine gute Erinnerung von unserer Arbeit und Geschäften. Dies Leben ist ein schneller und gewaltiger Strom, der von Zeit zu Zeit in das Meer der Ewigkeit verfließt und nicht wiederkehrt. Auf diesem Strom hat ein jeder das Schifflein seines Berufs, welches mit den Rudern fleißiger Arbeit fortgebracht wird. Da sollen wir nun, wie diese Leute, den Rücken dem Zukünftigen zuwenden und in gutem Vertrauen zu Gott, der am Ruder steht und das Schifflein dahin kräftig lenkt, wo es uns nütz und selig ist, nur fleißig arbeiten und im übrigen unbekümmert sein. Wir würden lachen, wenn wir sehen würden diese Leute sich umwenden mit dem Vorgeben, sie könnten so blindlings nicht fahren, sie müßten auch sehen, wo sie hinkamen. Was ist’s denn für eine Thorheit, daß wir alles Zukünftige und was vorhanden ist, mit unsern Sorgen und Gedanken wollen erreichen? Lasset uns rudern und arbeiten und beten, Gott aber lasset steuern, segnen und regieren. Mein Gott! bleibe ja bei mir in meinem Schifflein und lenke es nach deinem Wohlgefallen, ich will mein Angesicht auf dich wenden und nach dem Vermögen, das du darreichst, fleißig und getreulich arbeiten, das übrige wirst du wohl machen.
© Alle Rechte vorbehalten