Die Quelle des Zorns

Eine bekannte Geschichte erzählt, dass ein zu Jähzorn geneigter Mann beschloss, von der Welt sich zurückzuziehen und als Einsiedler zu leben, um von keinem Menschen mehr zum Zorn gereizt zu werden. Wie er nun im einsamen Walde sich sein Krüglein an einer Quelle mit Wasser gespült und es neben sich gestellt hatte, fiel es um, und er musste es von neuem füllen. Das verdross ihn nicht wenig, doch er bezwang sich. Aber auch zum zweiten- und drittenmal fiel der Krug um, und darüber war er so zornig, dass er ihn an einen Felsen warf und zerschellte. Jetzt kam es ihm zum Bewusstsein, dass sein Zorn nicht von außen in ihn hinein-, sondern von innen aus ihm herauskam, und so kehrte er wieder zu den Menschen zurück.

Quelle: Er ist unser Leben: Beispiel- und Stoffsammlung für die Verkündigung, Martin Haug, 1941, Beispiel 2574
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