Die Quelle des Glücks einer Gelähmten

In einem kleinen Raum sitzt eine alte, 64-jährige Frau in ihrem Bett. Sie hat ganz gekrümmte Hände und ihr ganzer Körper ist verkrüppelt und zusammengezogen, denn sie leidet bereits 28 Jahre lang an furchtbarem Rheumatismus. Seit 16 Jahren hat sie das Bett nicht verlassen noch aus dem Fenster schauen noch ihre Hand ans Gesicht heben können. Dabei hat sie beständig Schmerzen und kann kein Glied rühren. Aber nun höre! Sie ist so dankbar, dass Gott ihr den großen Segen gelassen hat, dass sie einen Daumen noch brauchen kann. Ihre linke Hand ist geschlossen und steif und gänzlich unbrauchbar; aber sie hat eine zweizinkige, an einem Stock befestigte Gabel, mit der sie ihre große, altmodische Brille abnehmen und mit großer Anstrengung wieder aufsetzen kann. Auf dieselbe Weise kann sie auch mit diesem einen Daumen noch selber essen. Und dann kann sie noch etwas mit ihrer Gabel - sie kann die Blätter einer großen Bibel umschlagen, wenn man sie ihr hinlegt.
Als jemand sie kürzlich bedauerte, dass sie stets so allein sein müsse, da antwortete sie mit ihrer eigenartig lieblichen und fröhlichen Stimme: "Ich bin allein und doch nicht allein. Ich fühle, der Herr ist beständig bei mir. Sechzehn Jahre und vier Monate habe ich hier gelegen und seit zwei Jahren und vier Monaten bin ich nicht mehr aus dem Bett herausgehoben worden und doch habe ich viel Grund, den Herrn zu loben und zu preisen. Der Gedanke daran, dass meine Sünden vergeben sind und dass ich ruhe auf der großen Liebe meines Herrn und Heilandes, ist die Quelle meines Glückes.

Quelle: Der ewig reiche Gott, Dietrich Witt, Beispiel 989
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