Die magnetische Insel

C. H. Spurgeon:
In alten Zeiten erzählten die dem Aberglauben sehr ergebenen Seeleute außer anderen Geschichten auch eine von einer seltsamen Insel, die verborgen im Meer lag, deren Ort aber schwer zu erkennen war, da die Wasserwogen sich an ihr nicht brachen und die Stürme dort nicht tobten. Sobald die Seeleute vermuteten, dass sie in die Nähe dieser Insel kamen, pflegten sie einen weiten Umweg zu machen, da sie diese Insel für viel gefährlicher hielten und sie mehr fürchteten, als die großen Stürme auf dem offenen Meer. Die Gefahr lag nämlich darin, dass in dieser Insel eine ungeheuere magnetische Erzmasse vorhanden war, die eine für die Seeleute verhängnisvolle Anziehungskraft hatte. Wenn das Schiff erst einmal in den Bereich des Einflusses dieser Insel geraten war, wurde es unwiderstehlich angezogen, anfangs kaum wahrnehmbar, langsam, still und sanft, dann aber mit immer mehr zunehmender Schnelligkeit, bis - als es nahe genug gekommen war - jeder einzelne Nagel, jede Schraube und jeder Bolzen ohne irgendwelches Geräusch, das die Wachthabenden hätte alarmieren können, unmerklich ausgezogen wurde, so dass das Schiff auseinander fallen und Schiffsvolk und Ladung ins Meer sinken mussten. 
Es ist eine Fabel, die eine große Wahrheit lehrt. So wird das Christentum  dessen, der sein Herz der Anziehungskraft der Welt preisgibt, von der Welt ausgesogen. Sie zieht ihn näher und näher an sich  heran, bis endlich die Katastrophe eintritt: seine Grundsätze verlieren sich bei irgendeiner großen Versuchung, die über ihn kommt und wenn ihn nicht allmächtige Gnade der Welt entreißt, so ist er verloren. Wie so manches Wrack hat die Welt nicht schon aus einem einst fröhlich dahinsegelnden Bekennern gemacht!

Quelle: Das Buch der Bilder und Gleichnisse (2000 der besten Illustrationen), Charles Haddon Spurgeon, 1904, Beispiel 876
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