Die Lieblingslüge gestanden
"Ein Trinker ist stets ein Lügner", schreibt H. Hadley. "Ich hatte meine besondere Lieblingslüge, die ich oft aufgetischt hatte, bis ich sie schließlich selbst glaubte. Es war die Sache über mein lahmes Knie, das ich mir als sechsjähriger Knabe mit einem Beil verletzt hatte." Wenn er gefragt wurde, warum er hinke, erzählte er überall, dass er sich im Kriege eine Verwundung zugezogen habe. Als er merkte, dass nach dieser Erklärung jedermann eine andere stellung gegen ihn einnahm, ja sogar einen Trunk zahlte, kam er soweit, dass er die Verwundung bis in die kleinsten Einzelheiten zu berichten wusste. Sein Bruder, der um diese Lüge wusste, sagte, als er von der Bekehrung hörte, zu feiner Frau: "Wenn Hop im Ernst ein Christ ist, muss er seiner Frau diese Lüge eingestehen." Denn seine Frau hatte ihn im Glauben an diese Verwundung geheiratet. - Als H. Hadley sechs Monate nach seiner Bekehrung seine Frau wieder zu sich nehmen konnte, nachdem sie ihn in seiner schlimmsten Trunkenheit verlassen hatte. Sagte er ihr: "Lizzie, vor allem muss ich dir etwas beichten. Ich habe dich belogen. Ich bin nie Soldat gewesen, habe nie einen Feldzug mitgemacht, bin nie im Kriege verwundet worden. Als Knabe habe ich mir mein Bein mit einem Beil verletzt, deshalb bin ich lahm. Und nun, kannst du mir verzeihen?" Sie verzieh ihm. Schaute ihn aber verwundert an, ob er wohl auch noch derselbe wäre. Am andern Tag erzählte sie dies der Frau seines Bruders. Als dieser abends nach Hause kam, begrüßte ihn seine Frau mit den Worten: "Harry, Hop ist in Wahrheit bekehrt." "Woher weißt du es?" "Weil er seiner Frau jene Lüge eingestanden hat."
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