Die letzte Sicherheit abgegeben

In jungen Jahren, ich war noch kein Christ, hörte ich einen Vortrag der begnadeten Schwester Eva von Tiele-Winckler (1866-1930). Schwester Eva kam damals von einem Besuch aus London, wo sie im Tabernakel den Evangelisten D. L. Moody (1837-1899) gehört hatte. In seiner unmittelbaren und geistgewirkten Verkündigung hatte er plötzlich im Vortrag gesagt:
»Wenn hier jemand im Raum ist, der noch einen Schatz bei sich trägt, den er höher bewertet als Christus, den soll er im Namen Jesu abgeben.« Schwester Eva war wie vom Blitz getroffen. Sie dachte an das Wort Luthers: »Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott.« Alle ihre Güter hatte sie fürs Reich Gottes abgegeben, aber auf der Brust trug sie an einer goldenen Kette noch einen Diamanten, der sehr wertvoll war. Sie hatte ihrem Vater versprochen, diesen Diamanten für den Notfall zu behalten.
Als das Tabernakel sich leerte, zögerte sie. Der Kollektenkorb wurde eine Entscheidungsfrage. Mit einem heiligen Entschluß löste sie die Kette und warf den Diamanten in den Opferstock. Das Zeugnis dieser Frau, mit ihren strahlenden Augen, hat mich tief beeindruckt.
(Heinrich Kemner)

Quelle: Wie in einem Spiegel, Heinz Schäfer, Beispiel 1686
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