Die Köchin, die im Gebet nicht erwähnt werden wollte

Von Rowland Hill wird eine Geschichte erzählt, die ich erst jüngst in einem Buch gelesen habe. Er war daran gewöhnt, in seinen Hausandachten für seine Dienerschaft zu beten, indem er sie einzeln mit Namen nannte, um einen Segen für Sarah, einen anderen Segen für Johanna und einen anderen Segen für seinen Kutscher Friedrich zu erstehen, wenn derselbe gegenwärtig war. Nun war eine neue Köchin engagiert worden; sie hatte einen Namen, der in jenen Tagen häufiger war, als heute: Brigitte, schlichtweg Biddy. So betete denn Hill zur Stunde des Gebets für die einzelnen und kam dann zu der Neueingekehrten und bat, dass Gott auch die Biddy retten und ihr ein neues Herz und einen neuen Geist schenken wolle. Nachdem die Andacht beendigt und die Dienerschaft sich entfernt hatte, klopfte es bald darauf leise an der Tür des Studierzimmers und der gute Mann sagte: "Herein! Was gibt´s?" "Bitte um Entschuldigung, Herr Prediger; ich freue mich sehr, in ihrem Dienst zu stehen und ich hoffe, dass es mir sehr gut gefallen wird; aber ich möchte sie bitten, meinen Namen nicht in ihren Gebeten zu erwähnen. Ich bin daran nicht gewöhnt und es ist mir so, als ob ich das nicht ertragen kann." "Sehr gut, Biggy," sagte er, "ich tue nicht, was missfällig ist. Es tut mir Leid, dass sie sich belästigt fühlen; aber ich will künftig ihren Namen nicht mehr im Gebet erwähnen, wenn ihnen das anstößig ist." Sie ging in ihre Küche und das nächste Mal betete Hill bei der Andacht etwa in folgender weise. Nachdem er im allgemeinen Segnungen erfleht hatte, sagte er: "Nun, Herr, lass dir gefallen, Sarah zu segnen, sie zu bekehren und auf den rechten Weg zu führen," und so fuhr er fort und sagte dann: "Herr, ich soll dich nicht bitten, Biddy zu segnen, weil sie ernstlich wünscht, nicht im Gebet vor dir erwähnt zu werden." Die Andacht war zu ende, und wieder klopfte es bald darauf an seiner Tür. "Herein!" sagte Hill. Es war wieder die Köchin. "Bitte, Herr Prediger," sagte sie, "ich möchte doch nicht, dass sie so beten; ich möchte doch nicht ausgelassen werden. Bitte - wenn sie wollen, können sie doch lieber meinen Namen nennen." "Gut so, Biddy," sagte er, "ich will es tun, und ich zweifle nicht mehr daran, dass Gott sie Segnen werde." In diesem Erwähnen der einzelnen im Gebet liegt eine große Kraft; die Betreffenden fühlen, dass ihr für sie betet. Wenn der Herr Jesus Christus seine Schafe mit Namen nennt, erkennen sie daran bestimmt, dass er zu ihnen spricht.

Quelle: Das Buch der Bilder und Gleichnisse (2000 der besten Illustrationen), Charles Haddon Spurgeon, 1904, Beispiel 1869
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