Die kleinen Missionare
Einer von vielen treuen, ungenannten Christen schreibt aus Russland: "Wenn man heute von der Missionsarbeit in Russland spricht, dann hat man dabei zwei Arten von Missionaren im Auge: Erstens die großen Missionare, d. h. die gelehrten, die wenigstens eine Bibelschule besucht haben, die gewählten Presbyter, Leiter usw., und zweitens die kleinen, ohne besondere Vorbildung, und die noch nicht zum Prediger, Leiter usw. vorgedrungen waren. Es waren einfache Brüder und Schwestern, die das Leben in Christus hatten und ein neuer Mensch in ihm waren. Mit den Ersten wurde die Regierung leicht fertig, denn die sind groß und leicht bemerkbar, man kann sie leicht verhaften und binden. Als man aber bis zu den kleinen Missionaren kam, da war ihre Zahl so groß, dass die Gottlosen mit allen ihnen zur Verfügung gestellten Mitteln bis heute kein Ende finden konnten. Ich lebte und arbeitete in einer Gemeinde, die 400 Mitglieder hatte. Wir mussten zwei Versammlungen bedienen. Eines Nachts verhaftet man plötzlich sechs von den großen Brüdern und denkt wahrscheinlich, dass damit jetzt alles aus sei. Sie dachten nicht daran, dass unter den treuen Jüngern Jesu noch immer der allergrößte sei, den sie nicht zu fassen vermochten. Und er leitet die Sache, die sie vernichten wollen. Mit Gottes Hilfe wurden die Gottesdienste an beiden Orten weitergeführt. Dann kam der zweite, noch größere Schlag: man verhaftete zwölf Brüder und schloss den einen Versammlungsort, und nach einigen Tagen verhaftete man noch eine Gruppe tätiger Brüder und Schwestern. Jetzt schien es, sie hätten alles zerschlagen. Aber weit gefehlt. Kurz darauf versammelten sich weit hinter der Stadt achtzehn von den kleinen Missionaren und berieten die Frage, wie die Gemeindearbeit weiter zu betreiben sei. Der Ordnung halber sollte man sonst neue Presbyter wählen. Gottes Wort sagt, ein Presbyter soll nicht aus den Jungen gewählt werden. Weil bei uns aber nur junge Arbeiter geblieben waren, beschlossen wir, Christus werde unser Presbyter sein, wir anderen aber würden die Arbeit bei den Hausversammlungen unter den 350 bis 400 zerstreuten Gemeindegliedern tun, die Gefangenen besuchen und die Pakete für die Verbannten fertigmachen. Später, als man auch aus unseren Reihen verhaftete, fragte man uns: 'Wer ist bei euch der Kassierer, wer ist Presbyter?' 'Christus', antworteten die Brüder. Als man einen unserer Brüder auf diese Art bearbeitete, mischte sich der Untersuchungsrichter von der Seite ein und sagte: 'Bei den Evangeliumschristen und Baptisten sind alle Presbyter.'"
Aus: "Licht im Osten"
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