Die kleine Missionarin auf Madagaskar

In Antananarivo, der Hauptstadt von Madagaskars, wurde eine christliche Schule gegründet, in der nach und nach viele Kinder unterrichtet wurden.
Unter anderem wurde den Missionaren ein kleines Mädchen in die Schule gebracht. Sie war lernbegierig und fleißig. Wie die meisten madagassischen Kinder, konnte  auch sie das Gelernte gut behalten. Am allermeisten hatte sie Freude an den biblischen Geschichten, welche sie nicht oft genug hören konnte. Sobald sie selber lesen gelernt hatte, hat sie alle Geschichten in ihrer Bibel selbst nachgesucht: die Sintflut, Joseph und seine Brüder, Moses, David, Daniel in der Löwengrube - wo gab es etwas Schöneres zu lesen als in ihrer Bibel? Am wunderbarsten war ihr doch das Leben Jesu und wie Er für sie am Kreuz gestorben ist, um ihre Sünden wegzunehmen - damit beschäftigten sich ihre Gedanken am Tage, und davon träumte sie des Nachts. 
Nachdem sie zehn Monate in der Schule gewesen war, kam ihre Mutter, um sie für die Ferien nach Hause zu holen. Die Reise dauerte zwei Tage. Am Schluss des ersten Tages kamen sie in ein Dorf, wo sie übernachten wollten. Während das Nachtessen gerichtet wurde, saßen sie und einige Dorfbewohner um das Feuer. Man fragte die beiden Reisenden, woher sie kämen, wohin sie gehen wollten und was sie in der Hauptstadt getan hätten. Das Mädchen sagte: "Ich habe eine christliche Schule besucht", und dann erzählte sie ihnen einige biblische Geschichten, die sie in der Schule gelernt hatte.
Nach dem Nachtessen musste sie noch viel erzählen von der neuen Religion und von Jesus. Es war schon sehr spät geworden, als sie endlich zu Bett gehen konnten.
Am nächsten Morgen wollten sie weiterreisen, aber zu ihrem Erstaunen wollte man es nicht dulden, die Leute sagten: Wir wollen noch mehr von den biblischen Geschichten hören und von dem Buch, aus welchem du uns erzählt hast. Mutter und Kind blieben also noch den Tag bei ihnen, und fast unaufhörlich musste die Kleine erzählen. Die armen Heiden wurden durch die Wahrheit und durch die Lieder, welche das Mädchen sang, gefesselt. Erst um Mitternacht durfte sie aufhören, denn immer neue Zuhörer waren hinzugekommen, und keiner wollte sich, ohne etwas gehört zu haben, abweisen lassen. Am folgenden Tag, ehe sie abreisen konnten, kamen viele mit der Bitte, dass sie noch einen Tag bleiben möchten; sie wollten für Reis sorgen und ihnen eine schöne Hütte zum Wohnen geben. Wiederum bleiben sie bei ihnen.
Am anderen Morgen kamen die Bewohner vom anderen Ende des Dorfes mit der dringenden Bitte, dass sie auch zu ihnen kommen möchte und die wunderbaren Geschichten erzählen. Die Folge war, dass das Mädchen eine Woche bleiben und Abend für Abend von Jesus erzählen musste und ihre Lieder singen. Am Sonntag musste sie von früh bis Mitternacht unter ihnen sein, so groß war die Begierde, das Wort Gottes zu hören.
Nachdem das Mädchen abgereist war, versammelten sich die Bewohner des Dorfes und wiederholten die Geschichten, so gut sie es konnten, und sangen, was sie von den Liedern behalten hatten. Jetzt steht bereits eine Kirche in jenem Dorf, und 25 Kirchen und 25 Schulen im Umkreis sind allein durch das Erzählen der biblischen Geschichten des kleinen Mädchens entstanden.

Quelle: Der ewig reiche Gott, Dietrich Witt, Beispiel 1391
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