Die Hochzeitsbibeln im Wirtshaus

Der aus Italien stammende französische Evangelist Erino Dapozzo berichtet:
Vor einiger Zeit gab ich in einigen Zeitungen der französischen Schweiz Inserate auf, so in Genf, Montreux und Lausanne. In diesen Anzeigen suchte ich Bibeln, und zwar für die Missionsarbeit in Frankreich. Lange hörte ich nichts. Dann kam eine Nachricht von einem Gastwirt. Wohlgemerkt, eine Nachricht aus einem Wirtshaus, nicht aus einem Pfarrhaus. Der Gastwirt schrieb mir kurz: "Werter Herr! Bitte kommen Sie vorbei! Ich habe viele Bibeln zu verschenken." - Ich habe mich sofort auf den Weg gemacht. Der Wirt war sehr freundlich. "Ich habe einen ganzen Berg von Bibeln", sagte er. "Interessant, interessant", sagte ich neugierig. Er trat mit mir vor das Haus. "Ich will Ihnen alles erklären. Sehen Sie dort die Kirche?" - "Ja, natürlich." - "Jetzt geben Sie gut Acht! Da ist die Kirche - hier mein Wirtshaus. Die Paare, die sich dort trauen lassen, erhalten vom Herrn Pastor eine Hochzeitsbibel. Vorn auf dem ersten Blatt stehen Name und Vorname schön und sorgfältig geschrieben. Nach der Trauung kommt die ganze Hochzeitsgesellschaft zu mir zum Mittagessen. Sie essen gut und viel und trinken noch mehr. Und wenn sie fortgehen, nehmen sie aus der Bibel das erste Blatt mit dem Namen heraus, tun es in die Tasche und lassen die Bibel hier." - Dann führte mich der Wirt in einen Nebenraum; da lagen zweiundsechzig Hochzeitsbibeln auf dem Tisch. Zweiundsechzig Bibeln, neue Bibeln, fortgeworfen, in der Schweiz, in der frommen Schweiz ...
Bedenke: Wenn auf deiner Bibel Staub liegt, liegt auch Staub auf deiner Seele.

Quelle: Mach ein Fenster dran, Heinz Schäfer, Beispiel 547
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