Die Hinrichtung Walter Raleighs

Sir Walter Raleigh (1552-1618) war einer von Englands berühmten Admiralen und Entdeckungsreisenden. Für seine Königin Elisabeth I., die diesen tapferen und aufrechten Mann sehr schätzte, fuhr er oft über den Ozean nach Amerika. Als jedoch Königin Elisabeth I. im Jahre 1603 starb, folgte ihr James I., der Sohn der Maria Stuart, auf dem Thron. Raleigh fiel in Ungnade und wurde wegen angeblichen Hochverrats zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde aber aufgeschoben, und man hielt ihn dreizehn Jahre lang im Tower von London, dem damaligen Staatsgefängnis, gefangen. Dann ließ man ihn frei, weil man ihn für eine neue wagemutige Unternehmung nach Guayana brauchte. Als diese ohne seine Schuld erfolglos verlief, ließ der König den tapferen Seefahrer endgültig fallen und das nun bereits seit fünfzehn Jahren bestehende Todesurteil vollstrecken. Dabei war dieser Raleigh einer der besten und edelsten Söhne seines Volkes. Er war ein hochbegabter Mann, der auch schriftstellerisch eifrig tätig war, der eine Weltgeschichte in fünf Bänden und zahlreiche wissenschaftliche Schriften verfasste.
Aber er war nicht nur Gelehrter, er war ein ganzer Mann aus echtem Schrot und Korn, tapfer und wagemutig wie kaum ein anderer. Doch vor allem war er ein Christ. In allem Wechsel seines Lebens hatte er die Gnade und Treue seines Gottes erfahren. Und er genoss diesen Frieden mit Gott, weil er sich in den Händen und am Herzen Jesu geborgen fühlte. Dann kam sein schwerer, sein letzter Tag auf dieser Erde. Am 29. Oktober 1618 musste er in London das Schafott besteigen. Er bestieg das Blutgerüst wie ein Held. Als er seinen Kopf auf den Block gelegt hatte, fragte ihn der Scharfrichter, ob er so gut liege. Da antwortete ihm Raleigh: "Es ist einerlei, mein Freund, wie der Kopf liegt, da es mit meiner Seele gut steht."

Quelle: Mach ein Fenster dran, Heinz Schäfer, Beispiel 992
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