Die gewinnende Macht der Liebe

C. H. Spurgeon:
Ich will euch eine Geschichte von einem Quäker erzählen. Isaak Hopper hörte auf einer Strasse in Philadelphia einen schwarzen Kellner entsetzlich fluchen. Ein wenige später bediente ihn derselbe Kellner in einem Hotel und fluchte wieder. "Ich muss diesem Menschen das Fluchen verleiden," sagte Hopper. Er führte ihn - es ist nämlich schon viele Jahre her - vor das Gericht. In Philadelphia gab es damals ein Gesetz, nach welchem jeder, der Gott fluchte, zur Bestrafung gezogen werden konnte. Den Kain - so hieß der Neger - traf eine empfindliche Strafe. Ein Jahr später war Hopper wieder in Philadelphia und er sah Kain wieder, aber nicht in der weißen Krawatte des Kellners, sondern in Lumpen gehüllt. Er hatte sich dem Trunk ergeben. Hopper hatte das Beste dieses Menschen gesucht, und so ging er zu ihm heran und sagte: "Kain, du hast dich, seitdem ich dich im vorigen Jahr gesehen, nicht sonderlich verbessert." Nein, das hatte er freilich nicht, denn er war auf schlechte Wege geraten. Hopper fragte ihn, ob er sich noch dessen erinnere, dass er ihn wegen seiner losen Sprache vor Gericht zitiert habe, und dass er zu einer empfindlichen Geldstrafe verurteilt worden sei. Ob er sich dessen noch erinnere! Er würde den abscheulichen Possen, dem ihm der Quäker damals gespielt, im Leben nicht vergessen. "Aber Freund Kain, ich meinte es damals wirklich gut mit dir; ich hatte und habe nur dein Bestes im Auge." "Und ich habe ihnen nachher schrecklich geflucht!" Hopper steckte seine Hand in die Tasche und mochte kurz etwas berechnen; dann holte er sie heraus und sagte: "Freund Kain, du bist so und so hoch bestraft worden, und die Zinsen dieser Summe belaufen sich so uns so hoch. Ich kann dir versichern, dass ich nur dien Bestes im Auge hatte, und nun gebe ich dir das Geld zurück!" Dann fuhr er fort, sehr freundlich zu ihm zu reden, bis dem Kain große Tränen in die Augen traten. Und endlich sagte Kain: "Nach dem allen gibt es doch noch etwas besseres, als ich gedacht habe." Genug, dies war der Weg, den Menschen zu gewinnen. Die Geldstrafe tat ihm nicht gerade gut; aber es war die wunderbare Freundlichkeit dieses Mannes, der Uneigennützigkeit genug zeigte, die ihn auf den rechten Weg brachte.

Quelle: Das Buch der Bilder und Gleichnisse (2000 der besten Illustrationen), Charles Haddon Spurgeon, 1904, Beispiel 1679
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