Die Fälschung der Wahrheit
C. H. Spurgeon:
Ich habe zuweilen die Laufbahn gewisser Theologen mit der Reise der Gehilfen eines römischen Winzers verglichen, die den Wein in ihren Fässern vom Weinberge aus nach der Stadt fahren. Der Wein kommt als der reine Traubensaft aus der Kelter, aber bei dem ersten Ruhepunkt fühlen die Leute das Bedürfnis, ihren Durst zu löschen und wenn sie den nächsten Brunnen antreffen, ersetzen sie das, was sie von dem Traubensaft getrunken haben, mit Wasser. Im nächsten Ort finden sich Liebhaber des süßen Mostes; sie suchen etwas davon zu kaufen und der verschwiegene Fuhrmann füllt die Lücke mit Wasser aus und verdünnt aufs Neue. Diese Verdünnung wiederholt sich und bei dem Einzuge in Rom ist die Flüssigkeit in den Fässern eine wesentlich andre, als sie es beim Aufbruch vom Weinberge war. In ähnlicher Weise wird von vielen das Evangelium behandelt. Hier wird eine kleine Wahrheit aufgegeben und dort wieder eine und die Menschen füllen den leeren Raum mit Meinungen, Ansichten, Schlussfolgerungen und Theorien und Träumen aus, bis ihr Wein so mit Wasser - und auch nicht einmal mit dem besten - vernichtet ist, dass man den Wein kaum noch erkennen kann.
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