Die Einladung zum Gottesdienst
"Wir haben versucht uns mit den Leuten nebenan anzufreunden. Gleich am ersten Sonntag, nachdem sie einzogen, lud mein Mann sie ein, mit uns zum Gottesdienst zu gehen. Und wissen Sie, was der Mann zu meinem Mann gesagt hat? Er stellte die Bücherkiste ab, die er gerade die Treppe hinauf schleppte, sah ihn herausfordernd an und meinte: 'Hören Sie, Herr Nachbar, wenn Sie hier mit zupacken oder mir ein kaltes Bier anbieten würden, wäre ich versucht, auch mal mit Ihnen zum Gottesdienst zu gehen. Im Augenblick ist die Kirche das letzte, was ich gebrauchen kann! Mir ist heiß, und ich bin durstig, und was Kaltes zu trinken wäre mir zehnmal lieber als der schönste Gottesdienst.'
Natürlich konnte mein Mann ihm keinesfalls helfen, die Kisten zu schleppen, er hatte ja einen guten Anzug an. Auch die Bemerkung mit dem Bier haben wir überhört und die Leute monatelang, Woche für Woche, zum Gottesdienst eingeladen. Meinen Sie, die sind jemals mitgekommen? Auch als die Wohnung fertig war und sie keine Ausrede mehr hatten, kamen sie nicht. Jetzt versuchen wir sie einfach zu ignorieren, obwohl das nicht ganz leicht ist, wenn der Mann am Sonntagvormittag vor dem Haus mit seinen Kindern Fußball spielt."
Es geht hier nicht um das Bier, auch nicht um das Fußballspielen am Sonntag. Ich will nur zeigen, wie eng die Liebe im Herzen eines treuen Kirchgängers sein kann. Für die Liebe gibt es keine zugeschlagenen Türen, keine Schranken und keine Grenzen. Gäbe es sie, dann könnte Gott die Welt nicht lieben.
© Alle Rechte vorbehalten