Die eigene Mutter - das größte Vorbild
"In meinen Studienjahren hat's Zeiten gegeben, wo ich in größter Gefahr war, am Glauben Schiffbruch zu leiden. Nicht nur am christlichen Glauben, nein, der Glaube an den Gott, der Gebete erhört, wurde mir erschüttert. Aber meinen Zweifeln war von vornherein ein Maulkorb umgehängt. Ich musste mir nämlich sagen: Ist dein Zweifel berechtigt, dann war deine Mutter die größte Närrin, die jemals auf zwei Füßen ging. Gegen diesen Gedanken aber empörte sich sofort nicht nur jeder Blutstropfen, der in meinen Adern rollte -, nein, auch meine Vernunft empörte sich dagegen. Die Mutter, die durch ihren kindlichen Glauben so reich, so glücklich und beglückend war, sie hat mich, wer weiß wie oft, wieder zurechtgebracht, wenn ihr lichtes, wonniges Bild hinter meinem Arbeitstisch auftauchte. Ich fing dann bald an, meine Zweifel zu bezweifeln; ich entschloss mich bald und sagte: Lieber will ich so wie meine Mutter irren, als Recht haben mit denen, die nichts glauben und nichts hoffen. - Das war ja nun freilich ein sehr unkritisches Verfahren, und ich sehe im Geist ehrwürdige Gelehrte, die darüber lächeln, und unehrwürdige, die darüber hohnlachen. Aber so oder so - ich bin gut dabei gefahren."
A. Pagel, Otto Funcke, ein echter Mensch und ganzer Christ
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