Die Bibel ohne Worte

Zu den mutigsten Zeugen des vergangenen Jahrhunderts gehörte Dr. Baedeker. Sein Herz brannte für seinen König. Darum kannte er nur eines: Irgendwie die Botschaft von dem Herrn, der sein Leben für uns gab, weiterzusagen.
Durch wundersame Führung wurde ihm eines Tages vom russischen Zaren die Erlaubnis gegeben, die Botschaft des Neuen Testamentes in die Kerker Sibiriens zu tragen. Von dieser Stunde an hat er nur für diese Aufgabe gelebt. Man nennt ihn seitdem wohl auch "den Evangelisten der sibirischen Gefängnisse".
Er kam in den Bleiwerken Sibiriens zu Menschen, die mit dem Leben abgeschlossen hatten. Wenn er ihnen das Evangelium gesagt hatte, wollte er als Trost und Stärkung ein Neues Testament schenken. Aber  -  wie viele konnten nicht lesen! Und wann mochte er wiederkommen?
Nach seiner ersten Reise ersann seine Liebe die Bibel ohne Worte, ein Büchlein, vier Seiten stark, und ohne ein einziges gedrucktes Wort. Die erste Seite war tiefschwarz, die zweite purpurrot, die dritte schneeweiß und die vierte golden. Dieses Büchlein gab er den Sträflingen und erklärte ihnen, dass sie es nie vergessen konnten:
Schwarz ist durch die Sünde das Herz in uns  -  dunkel alles, was uns umgibt. Aber wenn das Blut, das Jesus auf Golgatha für uns vergossen hat, unsere Schuld bedeckt, dann wird unser Herz schneeweiß! Und wenn ihr diese letzte Seite anschaut, denkt daran, dass all das, was ihr hier auf Erden durchmachen müsst, vergeht, und dass nach allem Kampf und Streit die goldene Herrlichkeit euer harrt, wenn ihr euer Herz diesem Herrn Christus gebt!
Erst die Ewigkeit wird einmal offenbaren, wie vielen Menschen in ihrem Leid dieses Büchlein Trost bedeutet hat.

Quelle: Hört ein Gleichnis, Heinz Schäfer, Beispiel 398
© Alle Rechte vorbehalten