Die Bibel eines Hugenottenpfarrers
Ehe die Bastille in Paris 1789 dem Erdboden gleichgemacht wurde, war sie ein Staatsgefängnis. Schuldige und Unschuldige starben hinter ihren Mauern, unter ihnen der evangelische Pfarrer Julian. In einen Stein seiner Zelle hat eine feste Hand eingeritzt: "Hic iacet anima mea." ("Hier ruht meine Seele). Es zeigte sich, dass dieser Stein locker war. Julian zog ihn heraus. In der Mauervertiefung lag die Bibel eines Hugenottenpfarrers, versehen mit viel handschriftlichen Eintragungen: Dem Tag seiner Hochzeit, seiner Ordination, der Aufhebung des Edikts von Nantes 1685; dann die lange Leidensgeschichte im Kerker, die Versuchungen zum Schwachwerden und Verleugnen, aber auch die Tröstungen aus Gottes Wort: Nach achtunddreißigjähriger Haft steht unter dem Datum Mai 1725: "Ich kann fast nicht mehr sehen. Aber ich wünsche doch nicht, dass ich nicht hier gewesen wäre, wo Gott mir Gelegenheit gab, mich stündlich auf seine Ankunft vorzubereiten. Wer meine Bibel findet, sei gegrüßt und gesegnet von unserem Heiland Jesus Christus. Ich kann nicht mehr im Worte Gottes lesen. Ich höre es bald aus Gottes eigenem Munde..."
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