Die beste Gesellschaft
Ein Mann, der einen gläubigen Untermieter bei sich wohnen hatte, erzählte von diesem folgenden schönen Zug:
Kurz vor Weihnachten kam er zu meiner Frau und sagte: "Ach, ich möchte gern eine Gesellschaft geben; würden Sie nicht so freundlich sein und mir dafür die Speisen bereiten?" Meine Frau machte sich ans Werk und bereitete ein wirklich feines Mahl. Gegen Abend nun erwarteten wir die von unserem Zimmerherrn eingeladenen Herren. Es läutete an der Tür und ich ging hinaus. Da stand ein Mann in Lumpen gekleidet. Es war ein Bettler. "Wohnt Herr C. hier?" fragte er. - "Ja", antwortete ich, "aber Sie können ihn jetzt nicht sprechen, er soll im Augenblick essen." - "Aber", erwiderte der Mann, "ich bin eingeladen worden, heute Abend bei ihm zu essen." - "Was!", sagte ich, "Sie sind eingeladen, heute Abend hierher zu kommen - ein Mann wie Sie?" Kaum hatte ich diese Worte gesprochen, da kam noch ein elendes Glied der menschlichen Gesellschaft daher; dieser war auch ein geladener Gast des Herrn C. Nach und nach kam eine Reihe solcher Leute - es waren die elendsten, allerärmsten Kreaturen. Sie traten in unser schönes sauberes Esszimmer und setzen sich an den Tisch mit der blendend weißen Decke und all den guten Dingen, die so sorgfältig bereitet waren. Aber als wie den lieben Mann selbst sahen, da erinnerte er uns an den Meister, der Sich gürtete, um Seine Jünger zu bedienen. Wie gab er sich Mühe, diese Leute glücklich zu machen und ihnen dazu zu verhelfen, einen vergnügten Abend zuzubringen, ohne jede Steifheit und Formalität! Da dachten wir: "Er hat doch Recht, dies ist die beste Art von Gesellschaft, die man geben kann", und wir ließen uns die dabei angewandte Mühe nicht verdrießen!
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