Die belebende Natur der Trübsal

In den griechischen Annalen wird von einem Soldaten unter Antigonos berichtet, der an einer äußerst schmerzlichen Krankheit litt, die ihn aller Wahrscheinlichkeit nach in ein frühes Grab bringen musste. Dieser Soldat war stets der erste auf seinem Posten; als der Tapferste der Tapferen stürzte er sich in das heißeste Kampfgewühl. Es war sein Schmerz, der ihn veranlasste, so mutig zu kämpfen, damit er ihn vergessen könne und er fürchtete den Tod nicht, weil er wusste, dass er in jedem Falle nicht mehr lange zu leben habe.

Antigonos, welcher die Tapferkeit dieses Soldaten bewunderte, bot alles auf, ihn sich zu erhalten und nachdem er Kenntnis von seiner Krankheit erhalten hatte, übergab er ihn einem seiner vorzüglichen Ärzte, damit er ihn zu heilen versuche. Die Kur war von Erfolg begleitet; aber, o wehe, von dem Augenblick an, da der Soldat Lebenshoffnungen geschöpft hatte, war er in den ersten Reihen der Kämpfer nicht mehr zu sehen. Er suchte nun sein Leben zu schützen, denn er hatte jetzt etwas, wie er seinen Freunden gegenüber bemerkte, das ihm das Leben wertvoll machte: Gesundheit, Familie und andere Annehmlichkeiten und nun hatte er nicht mehr Lust, sich in Gefahren zu stürzen.

Wenn wir viel Trübsal haben, werden wir oft durch Gottes Gnade mutig gemacht, unserm Gott zu dienen; wir fühlen, dass wir in dieser Welt nichts haben, dafür wir leben könnten und die Hoffnung des zukünftigen Lebens spornt uns an, Eifer, Selbstverleugnung und Fleiß zu zeigen. Aber wie oft ist es in den bessern Zeiten ganz anders! Die Freuden und die Annehmlichkeiten dieses Lebens machen es schwer, der zukünftigen Welt zu gedenken und wir sind geneigt, uns der ruhmlosen Ruhe hinzugeben.

C. H. Spurgeon

Quelle: Das Buch der Bilder und Gleichnisse (2000 der besten Illustrationen), Charles Haddon Spurgeon, 1904, Beispiel 962
© Alle Rechte vorbehalten