Die allgemeine Krankheit des Stolzes

C. H. Spurgeon:
Ich erinnere, einst einen Pfeil mit größerem Erfolge abgeschossen zu haben, als ich es nur zu hoffen wagen konnte. Eine gewisse Frau hatte mir wiederholt gesagt, dass sie sehr oft ernstlich für mich bete, dass ich mich nicht überheben möchte, denn sie könne meine große Gefahr beständig sehen. Nachdem ich das so oft gehört und so oft hatte hören müssen, dass ich es schon auswendig wusste, machte ich einmal die Bemerkung ihr gegenüber, dass es nun wohl für mich an der Zeit sei, für sie zu beten, dass sie sich nicht überhebe. Sie wurde rot und verlegen, bekämpfte sich aber und ihre Antwort, die sie mir gab, amüsierte mich: "O, ich bin der Versuchung gar nicht ausgesetzt, stolz zu werden; meine Erfahrung ist eine derartige, dass ich gar nicht ihn Gefahr komme, aufgeblasen zu werden." Sie wusste nicht, dass ihre kurze Rede von einem Betrug zeugte, wie solcher nur möglich war und dass jedermann, der in ihrer Nähe wohnte, sie für die hoffärtigste Person hielt. 
Warum glaubst du nicht, dass sich unter deinen Lumpen ebensoviel Stolz regt, wie unter dem Ornat eines Ministers? Kann ein Mensch auf seinem Müllkarren nicht ebenso stolz sein, als ob er in des Königs Kutsche führe? Ein Mensch mit einem halben Fuß Erde kann ebenso stolz sein, wie ein Alexander mit allen seinen Reichen und jemand mit einigen Nickel in seiner Tasche kann ebenso dünkelhaft sein, wie ein Krösus mit allen seinen Schätzen.

Quelle: Das Buch der Bilder und Gleichnisse (2000 der besten Illustrationen), Charles Haddon Spurgeon, 1904, Beispiel 1736
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