Der Versuch, dem Tod zu entfliehen
Der Kaiser von China erging sich an einem schönen Sommermorgen in seinem Rosengarten. Da stürzte bleich und zitternd sein Gärtner auf ihn zu, warf sich ihm zu Füßen und stammelte: "Erhabener Herrscher, leihe mir dein schnellstes Pferd, dass ich deine ferne Burg Tschanga heute noch erreichen kann." Der Kaiser fragte den Zitternden: "Warum musst du so rasch in meine Festung Tschanga kommen?" - "Oh, Herr", rief der verängstigte Gärtner, "dort hinter den Rosenbüschen begegnete mir der Tod und winkte mir zu. Ich will ihm entfliehen, darum möchte ich mit deinem schnellsten Pferd nach Tschanga reiten." Der Kaiser antwortete: "Ich will dir deine Bitte gern gewähren." Und der Gärtner stürzte davon.
Der Kaiser aber schritt zu den Rosenbüschen und fand dort den Tod stehen. Der Kaiser sprach zu ihm: "Wie konntest du nur meinen Gärtner so erschrecken?" Der Tod antwortete: "Erhabener Kaiser, ich wollte ihn nicht erschrecken, ich wunderte mich nur, ihn hier zu sehen, denn heute morgen gab der Herr des Himmels mir den Auftrag, diesen deinen Gärtner in deiner fernen Grenzfestung Tschanga abzuholen."
Vor dem Tod kann keiner fliehen. Welch ein wahnwitziges Unterfangen? Wohin wir auch fliehen, Gott ist immer schon vorher da.
Muss uns das erschrecken? Im Gegenteil. Ein Jünger Jesu weiß, dass überall, im Himmel und auf Erden, in der Hölle und in der höchsten Gefahr, die liebenden Arme des Vaters uns erwarten.
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